„Soll ich die Hypothek beim Hauskauf übernehmen?“

Ein Interview mit Immobilienexperte Sven Lindhorst

Sie wollen ein Haus kaufen, für das bereits eine Hypothek mit fester Laufzeit besteht?
Für den Verkäufer fallen bei der frühzeitigen Auflösung einer Festhypothek Vorfälligkeitsentschädigungen an. Nun steht der Immobilienkäufer vor der Frage: Ist es sinnvoll, die bereits laufende Hypothek des Vorbesitzers zu übernehmen? Um ein klares Bild der damit verbundenen finanziellen Vor- und Nachteile zu erhalten, beantwortet der Immobilienexperte Sven Lindhorst dazu einige wichtige Fragen.

Was genau versteht man unter der Übernahme einer Hypothek?

Sven Lindhorst: Bei der Übernahme einer Hypothek tritt der Käufer einer Immobilie in die bestehenden Kreditverpflichtungen des Verkäufers ein. Das bedeutet, dass die ursprünglichen Konditionen der Hypothek, einschliesslich des Zinssatzes, übernommen werden.

Welche Vorteile bietet die Übernahme einer Hypothek für den Käufer?

Sven Lindhorst: Der offensichtlichste Vorteil ist der finanzielle Aspekt. Ist der Zinssatz der bestehenden Hypothek niedriger als die aktuell am Markt verfügbaren Sätze, ergibt sich ein direkter Kostenvorteil. Zudem spart man sich oft die Gebühren, die mit dem Abschluss einer neuen Hypothek einhergehen würden (z.B. Bearbeitungsgebühren oder Schätzungskosten). Nicht zu vernachlässigen ist auch der Aspekt der Bonität: Bei einer guten Bonität des Käufers kann die Übernahme der Hypothek unter Umständen sogar zu besseren Konditionen als der Marktstandard führen.

Welche Rolle spielt der zeitliche Aspekt, also die Restlaufzeit einer Hypothek, im Entscheidungsprozess, wenn es um die Frage der Übernahme geht?

Sven Lindhorst: Die Restlaufzeit ist die verbleibende Zeitdauer, für die die Konditionen einer Hypothek festgeschrieben sind. Bei einer Übernahme ist dies ein entscheidender Faktor, da eine kürzere Restlaufzeit die Gesamtzinsbelastung senken kann. Für den Käufer bedeutet dies, dass er möglicherweise schneller die Möglichkeit hat, die Hypothek zurückzuzahlen oder zu refinanzieren, insbesondere wenn sich die Zinssätze zu seinen Gunsten ändern sollten.

Wann empfehlen Sie persönlich, eine Hypothek zu übernehmen?

Sven Lindhorst: Es kommt auf die persönliche Situation an. Die Übernahme bietet sich an, wenn man von niedrigeren Zinsen profitieren kann und wenn die vorhandene Restlaufzeit zu den eigenen Finanzplänen passt. Nicht zu vergessen ist, dass eine Übernahme auch schneller gehen kann als der Abschluss einer neuen Hypothek. Wichtig dabei ist, vorab zu prüfen, dass keine zusätzlichen Kosten für die Übernahme einer Hypothek anfallen.

Wie läuft die Übernahme einer Hypothek ab? Welche Vorteile ergeben sich darauf für den Verkäufer?

Sven Lindhorst: Die Bank, die die Hypothek finanziert, muss der Übernahme zustimmen. Sie wird die Kreditwürdigkeit des Käufers genau geprüft, was bedeutet, dass der Prozess einer Neubeantragung ähnlich ist. Hier spielt die Bonität eine entscheidende Rolle. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass dies nicht nur für den Käufer, sondern auch für den Verkäufer vorteilhaft sein kann, da so unter Umständen die Strafzinsen für die frühzeitige Auflösung einer Festhypothek, sogenannte Vorfälligkeitsentschädigungen, vermieden werden können.

Neben den offensichtlichen Vorteilen einer Hypothekenübernahme könnten sich auch Nachteile ergeben. Was sollten Käufer dabei bedenken?

Sven Lindhorst: Ein potenzieller Nachteil einer Hypothekenübernahme liegt in der verringerten Flexibilität. Die Bedingungen der ursprünglichen Hypothek, wie der Zinssatz und die Laufzeit, sind festgelegt und lassen oft wenig Spielraum für Änderungen, die auf die individuellen Bedürfnisse des Käufers zugeschnitten sind. Wer also eine massgeschneiderte Finanzierungslösung sucht oder plant, seine Hypothek in der Zukunft flexibel zu gestalten, könnte mit einer neuen Hypothek besser beraten sein. Es ist daher entscheidend, die aktuellen und zukünftigen finanziellen Ziele sorgfältig zu prüfen, bevor man sich für eine Übernahme entscheidet.

Gibt es auch steuerliche Aspekte, die man beachten sollte?

Sven Lindhorst: Ja, die steuerlichen Implikationen, insbesondere in Bezug auf die Verrechnung von Hypothekarzinsen, sollten nicht übersehen werden. Es ist ist ratsam, hierzu einen Steuer- oder Finanzierungsberater hinzuzuziehen.

Wie genau sollten die Vertragsbedingungen geprüft werden?

Sven Lindhorst: Jedes Detail des Vertrages ist wichtig. Man muss auf Klauseln achten, die eine Übertragung unter bestimmten Bedingungen ermöglichen oder ausschliessen könnten. Auch die aktuellen Marktbedingungen müssen in die Bewertung einfliessen, um sicherzustellen, dass die Übernahme im Vergleich zu einem neuen Vertrag vorteilhaft ist.

Häufige Fragen zum Thema „Hypothek-Übernahme“:

1. Was ist eine Festhypothek?

Eine Festhypothek hat einen festen Zinssatz über die gesamte Laufzeit. Bei vorzeitigte Auflösung der Festhypothek fallen Vorfälligkeitsentschädigungen an.

2. Kann ich die Konditionen einer übernommenen Hypothek verändern?

In der Regel sind die Konditionen festgeschrieben. Verhandlungen können je nach dem mit dem Kreditinstitut nach Vertrag manchmal möglich.

Unsere Empfehlung:

Die Übernahme einer bestehenden Hypothek beim Hauskauf kann eine kluge finanzielle Entscheidung sein, erfordert jedoch sorgfältige Überlegung und Beratung. Es ist wichtig, die Bedingungen der bestehenden Hypothek sorgfältig zu prüfen und mit anderen Angeboten zu vergleichen. Es ist ratsam, sich von einem unabhängigen Berater beraten zu lassen, um die beste Entscheidung für Ihre individuelle Situation zu treffen. Lebenswerk Immobilien zeigt Ihnen gerne den richtigen Weg auf.